Heimweh nach der Ferne

paris-brest-paris 2023


Wieder mit Bike-Dreams unterwegs! Und Christian ist erst noch ohne Lea dabei...x


Samstag, 22.4.23

Paris-Chartres, 102km, 800HM. Es regnet beim Start in Strömen, erst nach rund 3 Stunden, kurz vor Lunch, wird es trocken und später kommt sogar noch die Sonne. Wir fahren erst zum Schloss Versailles. Dann geht es bald in ländliche Gebiete, durch grüne Wälder, kleine Bauerndörfer mit Steinhäusern (zum Teil noch mit Strohdächern). In Chartres führt der Track zur Kathedrale, dort gönne ich mir mit ein paar anderen Bikern ein feines Bier. Zeltplatz in Chartres mir guter Infrastruktur (warme Dusche!).

Sonntag, 23.4.23

Chartres-Blois, bis Lunch 68km, 352 HM (Originalstrecke 132km). Und wieder öffnen sich die Himmelsschleusen, als wir uns um 9 Uhr auf die Strecke machen. In den flachen Ebenen ist dann nicht der Regen, sondern der Wind das Problem. Auch klar, weshalb wir hier die ersten Windräder/Windparks antreffen… Später kommen dann immer wieder trockene und sonnige Abschnitte, der (Gegen-)Wind bleibt. Ohne Wind wäre es phantastisch - riesige Ackerfelder mit Raps, beschauliche Dörfer mit Kirchen und kleinen Häusern. Dann wieder eine alte Mühle oder ein kleines Schlösschen.

Montag, 24.4.23

Blois-Amboise, 61km, 378 HM. Endlich mal kein Regen auf unserer Kurzetappe nach Amboise! In Blois überqueren wir die Loire und fahren anschliessend wieder durch meist flaches, landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Auch heute werde ich häufig von den leuchtend gelben Rapsfeldern geblendet. Auch sehe ich erstmals Reben. In Amboise fahren wir wieder über die Loire.

Dienstag, 25.4.23

Amboise-Saumur, 124km, 575 HM. Auch heute bleibt es den ganzen Tag trocken, und die Sonne zeigt sich auch schon bald - so hab ich mir doch das Velofahren im Loire-Tal vorgestellt! Auf der heutigen Etappe fahren wir an einigen Loire-Schlössern vorbei: Château de Villandry, Château d‘Usse, Château de la Villaimaire, Château de Chinon und Château de Saumur. Wir folgen dem Radweg entlang der Loire, eine flache Etappe mit wenig Höhenmetern.

Mittwoch, 26.4.23

Saumur-Nantes, ab Lunch 69km, 263HM (Originaldistanz 151km). Bedeckt, ab und zu ganz kurze Nieselregen. Ich steige am morgen erst mal in den Gepäck-Bus und fahre bis zum Lunch Spot. Von dort nehme ich die restlichen Kilometer bis nach Nantes in Angriff. Auch heute folgt die mehrheitlich flache Strecke dem Loire-Radweg.

Donnerstag, 27.3.23

Ruhetag in Nantes, nach 5 Tagen auf dem Velo heisst es Ausschlafen, Wäschewaschen und die Stadt erkunden.

Freitag, 28.4.23

Nantes-Port-du-Collet, 104km, 390HM. Trockenes Wetter, bedeckt, relativ warm, einige Regenschauer an der Küste, dann wieder sonnig. Heute fahren wir die flachste Etappe, zuerst aus Nantes raus, dann Richtung Atlantik und schliesslich der Küste entlang nordwärts.

Die Passage du Gois führt 4km übers Meer zur Halbinsel Ile de Noirmoutier, ist aber nur während Ebbe befahrbar. Ich bin um 14:30 Uhr dort, Ebbe wäre erst wieder um 18:30 Uhr. So verkürzt sich unsere Tagesetappe um 2 Mal 4km.

Samstag, 29.4.23

Port-du-Collet-Muzillac, 130km, 983HM. Über Nacht hat der Regen aufgehört, am Morgen ist es bedeckt und neblig, am Nachmittag kommt dann sogar die Sonne. Wunderschöne Fahrt der Atlantikküste entlang, dann überqueren wir die Loire über die 3‘300 Meter lange Pont de Saint-Nazaire. Anschliessend geht‘s durch den Parc naturel régional de Brière mit seinen Sumpf- und Moorgebieten. Schliesslich durchs hügelige Hinterland bis Muzillac.

Sonntag, 30.4.23

Muzillac-Carnac, 85km, 794HM. Am Morgen starten wir bei strömendem Regen, aber nach einer Stunde kann ich meine Regenmontur schon ablegen, es wird sonnig! Wir fahren im hügeligen Hinterland durch landwirtschaftlich geprägtes Gebiet, hauptsächlich Milchwirtschaft. Kurz vor dem Tagesziel fahren wir an den Steinfeldern von Carnac (Alignements de Carnac) vorbei. In dieser Art sind sie die grössten Megalith-Anlagen der Welt. Die Menhire (aufrecht stehende, große Steine) wurden hier um 4500 vor unserer Zeit aufgestellt.

Montag, 1.5.23

Carnac-Mur de Bretagne, 104km, 768 HM. Das Wetter ist endlich mal richtig sonnig, nur noch etwas Regen in der Nacht, am Morgen ist es aber noch recht frisch. Wir verlassen die Küstenregion und fahren nordwärts ins Landesinnere. Wieder ist alles hier von der Landwirtschaft geprägt. Kurz vor dem Lunch treffen wir auf den Canal de Blavet, dem wir rund 40km auf dem Uferradweg flussaufwärts folgen.

Dienstag, 2.5.23

Mur de Bretagne-Brest, 74km ab Lunch, 779 HM (Originaldistanz 161km). Ich fahre heute den zweiten Teil der langen Etappe. Das Wetter ist nun definitiv frühlingshaft, am Morgen noch kühl, am Nachmittag angenehm warm. Wir fahren nun westwärts Richtung Küste bei Brest.

Mittwoch, 3.5.23

Ruhetag in Brest. Wir haben unseren westlichsten Punkt erreicht. Von nun an geht es an die Nordküste Frankreichs und dann über die Normandie alles ostwärts. Eigentlich sollten wir ab jetzt nur noch Rückenwind haben…

Der Name unserer Tour, aber nicht die Strecke, leitet sich aus dem gleichnamigen Radrennen ab, das erstmals 1891 und zuletzt 1951 stattfand. Heute ist das Brevet Paris-Brest-Paris eine mehr als 1‘200 km lange (und mit rund 12’000 Höhenmetern gespickte) Volksradtour von Paris nach Brest und zurück.

Donnerstag, 4.5.23

Brest-Saint-Pol-de-Leon, 118km, 1‘055HM. Wetter: zweigeteilt, am Morgen trocken und sogar sonnig, am Nachmittag dann Sturmböen mit Regen, bei Ankunft auf dem Zeltplatz ist es dann wieder trocken. Wir verlassen Brest nordwärts und stossen nach rund 35km auf den Atlantik. Über den Küstenort Roscoff erreichen wir das Tagesziel.

Freitag, 5.5.23

Saint-Pol-de-Leon-Louannec, 129km, 1‘412HM. Das Wetter ist halt so, wie es hier häufig zu sein scheint: Sonnenschein und Regen wechseln sich ab. Kaum hat man die Regenkleider montiert, scheint schon wieder die Sonne - kaum hat man die Regenjacke abgelegt, kommen die nächsten Tropfen vom Himmel. Zumindest am Nachmittag habe ich Glück und komme trocken ins Camp. Wir fahren heute alles der Küste entlang; jede Bucht ist schöner als die andere. Wunderschön!

Samstag, 6.5.23

Pol-de-Leon-Binic, 85km, 1‘039HM. Während der ganzen Nacht Regen, nach der Abfahrt aber trocken und schon bald sonnig. Kaffeehalt bereits nach 20km in Treguier. Dann alles der Küste entlang bis zu den Klippen - Wow!

Sonntag, 7.5.23

Binic-Saint-Malo, 76km bis Lunch, 1‘064 HM (Originaldistanz 144km). Während der ganzen Nacht regnet es, am Morgen ist es bewölkt und grau, aber trocken (und so bleibt es auch). Die Strecke folgt wiederum der Küste, durch verschlafene kleine Ortschaften, wo Männer die Baguettes beim Bäcker holen zum sonntäglichen Frühstück. Ab und zu sieht man Wanderer oder in den Naturschutzgebieten Vogelbeobachter. Zudem hat es viele Tourenvelofahrer, die hier unterwegs sind. Lunch ist auf der Halbinsel Cap Fréhel, mit seinen Steilküsten und den zwei Leuchttürmen.

Montag, 8.5.23

Ruhetag in Saint-Malo

Dienstag, 9.5.23

Saint-Malo-Mont Saint-Michel, 73km, 421HM. Ein nebliger Morgen am Meer mit leichtem Nieselregen, dann zunehmend sonnig, kurz vor dem Tagesziel doch noch ein paar Tropfen Regen. Die flache Etappe führt über Cancale, wo die Austernzucht Teil des immateriellen Kulturerbes Frankreichs ist. Nach dem Eintreffen auf dem Zeltplatz spaziere ich noch zur Insel Mont Saint-Michel.

Mittwoch, 10.5.23

Mont Saint-Michel-Saint-Lô, 112km, 1‘600 HM. Wetter: echt unfair, ab Start bis 70km Dauerregen und Wind, dann am Nachmittag doch noch trocken und ab und zu sonnig. Die Strecke hat es in sich! Von der Küste weg ins Hinterland mit vielen Anstiegen, ein ewiges auf und ab. Da kommen schliesslich einige Höhenmeter zusammen. Aber auch heute: wunderschöne Landschaft, viele Bauernhöfe, alte Mühlen oder vornehme Landhäuser.

Donnerstag, 11.5.23

Saint-Lô-Bayeux, 77km, 678 HM. Wetter: endlich sonnig! Da fährt es sich schon viel angenehmer. Nach 47km erreichen wir die Küste beim Omaha Beach, einem der fünf Küstenabschnitte bei der Landung der Alliierten im Zweiten Weltkrieg. Ich besuche noch den amerikanischen Soldatenfriedhof, bevor es dann wieder landeinwärts nach Bayeux geht.

Freitag, 12.5.23

Bayeux-Honfleur, 122km, 939 HM. Wetter: zweigeteilt. Wir starten mit Sonne, die sich dann aber verabschiedet und am Nachmittag dem Regen Platz macht. Wir fahren entlang der Landungsstrände Gold, Juno und Sword und überqueren dann bei der Pegasus-Brücke den Fluss Orne.

Samstag, 13.5.23

Honfleur-Fécamp, 82km, 720 HM. Trockenes Wetter, zunehmend sonnig, aber viel und sehr starker Wind (warum haben wir eigentlich Nordostwind? Ich kam mir manchmal vor wie im Windkanal!) Schöne Fahrt über die Pont de Normandie bei Le Havre, dann hinauf auf die zum Meer hin steil abfallenden Hochebenen.

Sonntag, 14.5.23

Fécamp-Rouen, 120km, 642 HM. Wetter: anfänglich bedeckt, dann zunehmend sonnig. Wir verlassen die Küste und folgen bald während 20km einem asphaltierten, alten Bahntrassee, dann biegen wir in ein langes, grünes Tal und steigen auf eine Hochebene, vor dem Lunch nochmals eine ausrangierte Bahnlinie. Nach dem Lunch erreichen wir die Seine und wechseln zweimal mit der Fähre auf die andere Seite.

Montag, 15.5.23

Ruhetag in Rouen. Die Altstadt von Rouen lädt geradezu zu einem Spaziergang ein. Trotz einer starken Bombardierung im 2. Weltkrieg sind noch an die zweitausend Fachwerkhäuser aus der Zeit seit dem Spätmittelalter erhalten.

Dienstag, 16.5.23

Rouen-Dangu, 124km, 753 HM. Wetter: endlich mal von Beginn an blauer Himmel und Sonne. Wir verlassen Rouen durch einen schönen Wald und sind schon bald wieder an der Seine, die wir mehrmals überqueren. Dann folgen wir den natürlichen Seitenarmen des Flusses. Vorbei an Giverny, dem Geburtsort von Claude Monet (sehr touristisch mit vielen Kunstgallerien und Ateliers) ans Tagesziel.

Mittwoch, 17.5.23

Dangu-Paris, 102km, 930 HM. Auch heute herrscht wieder blauer Himmel und Sonnenschein, nachdem sich der Nebel über dem See des Zeltplatzes verzogen hat. Bis zum Lunch bei Kilometer 52 fahren wir nochmals durch die grünen Ebenen mit vielen kleinen Bauerndörfern. Nach dem Lunch dann die ersten Pariser Vororte. Bis zum Arc de Triomphe ist multitasking gefordert: Verkehr, Navi, Baustellen, Fussgänger - es heisst aufzupassen! Yeah! Nach 2200km komme ich gesund und unfallfrei im Hotel an - es war eine eindrückliche, schöne und tolle Tour!