Heimweh nach der ferne

Bhutan 2005

Reisebericht Bhutan

22.03. - 20.04.2005

 

Grüezi - Kuzuzangpo*

 

Vom indischen Siliguri bringt uns ein Bus der staatlichen bhutanesischen Transportgesellschaft in den Grenzort Jaigaon. Wir durchschreiten das Bhutan-Gate, das die Grenze zur Stadt Phuentsholing in Bhutan markiert. Sofort fallen uns die saubere Umgebung und der äusserst geregelte Strassenverkehr auf. Der Unterschied zum doch recht verschmutzten und chaotischen Indien könnte nicht augenfälliger sein. Der Status von Phuentsholing als zollfreie Zone erlaubt es Touristen, hier eine Nacht ohne Visa und Zollformalitäten verbringen zu dürfen. Diese erledigen wir erst bei der Weiterreise im fünf Kilometer entfernten Rinchending.

 

Als kleines, sehr auf seine Kultur und Traditionen bedachtes Land mit beschränkten Ressourcen, verzichtet Bhutan auf den Massentourismus, wie er in Indien oder Nepal zu beobachten ist. Bhutan geht seinen eigenen Weg. Der Besuch ist nur mit einer im Vorfeld organisierten Tour mit Reiseführer und für alle Touristen gleich hohen Tagespauschalen möglich. Momentan reisen jährlich nicht mehr als 10'000 Touristen in das Koenigreich in den Himalayabergen. Von der Tagespauschale muss die bhutanesische Reiseagentur einen Drittel an die Staatskasse abliefern. Diese Einnahmen kommen der Bevölkerung zu Gute, fliessen die Beträge doch in kostenfreie medizinische Grundversorgung, ebenfalls kostenlose obligatorische Schulbildung und in die Verbesserung der Wasser- und Stromversorgung. Heute verfügen bereits 90 Prozent der Haushalte über Strom- und Wasseranschluss. Selbst in den abgelegensten Gebieten können mehr als 80 Prozent der Bevölkerung innerhalb von zwei Stunden eine der im ganzen Land verteilten Krankenstationen erreichen. Wenn man sich die topografische Situation vor Augen hält, ist dies eine beachtliche Zahl. Trotz der sanften Modernisierung und der eingeleiteten Verbesserungen stellen Landwirtschaft und Viehzucht immer noch die Tragpfeiler der Wirtschaft dar. Ihr Beitrag zum Volkseinkommen macht etwa 45 Prozent aus. Mehr als 90 Prozent der Bewohner Bhutans sind Bauern.

 

Seit 1907 ist Bhutan eine Monarchie. Der jetzt regierende vierte Koenig, seine Majestät Jigme Singye Wangchuck gibt sich zusammen mit seinen vier Frauen, vier Schwestern, sehr volksnah und ist äusserst beliebt. Er leitete verschiedene politische Reformen ein. So wird die aus sieben Ministern bestehende Regierung seit 1998 nicht mehr von ihm alleine bestimmt, sondern vom Parlament. 2001 wurde der Entwurf zur ersten schriftlichen Verfassung des Landes präsentiert, 2004 wurde diese definitiv verabschiedet.

 

Wir treffen unseren Reiseführer am ersten Abend im Hotel in Phuentsholing. Chimi, ein 36-jaehriger Familienvater aus der Hauptstadt Thimphu, präsentiert sich uns modern und aufgeschlossen im T-Shirt und Jeans. Am nächsten Morgen trägt er aber wie die Mehrheit der bhutanesischen Männer den Gho, den traditionellen Gehrock. Dazu traegt er Kniesocken und Halbschuhe.

 

Die nächsten vier Tage verbringen wir in Paro. Dort findet eines der wichtigsten religiösen Tanzfestivals, das Paro Tsechu, statt. Auf dem Platz hinter dem Dzong, der befestigten Klosteranlage, treffen sich die Einheimischen aus nah und fern. Die Männer tragen ihren besten Gho mit dem Kabney, einem weissen Schal. Die Frauen präsentieren sich in Kira und Rachu, einem Rock mit Schultertuch, in den wunderschönsten Mustern. Auf der Bühne im Zentrum der Zuschauerarena tragen Tänzer verschiedene Darbietungen vor. Sie tragen wunderbare Kostüme und Masken, die Tiergesichtern und Dämonen gleichen. Die Tänze werden zu den Takten von Musikinstrumenten wie Trommeln, Cinellen und Trompeten vorgetragen. Clowns in roten Masken sorgen in den Pausen für Unterhaltung. Sie bringen mit ihren Possen die Zuschauer zum Lachen, sorgen aber auch für Ordnung, indem sie das zahlreiche Publikum wieder hinter die weissen Linien zurückdrängen. Sie sammeln zudem noch Geld für den Klosterbetrieb. Der wichtigste Tanz des zweiten Tages ist der Tanz der Rokshas und die Darstellung des jüngsten Gerichts. Eine überlebensgrosse Figur stellt Shinje, den Gott des Todes, dar. Er entscheidet ob eine Seele im Himmel oder in der Hölle landet. Für die tiefgläubigen Bhutanesen ist es sehr wichtig, diesem Tanz beizuwohnen. Durch die Begegnung mit dieser Gottesfigur und seinen Helfern fällt es ihnen leichter, sich auf das Leben nach dem Tod vorzubereiten.

 

Der Höhepunkt des Festivals findet in den Morgenstunden des vierten Tages statt. Auf dem Festplatz wird der Thondrol, ein riesiger bemalter Wandteppich mit dem Bildnis von Guru Rinpoche, der wichtigsten religiösen Figur Bhutans, aufgehängt. Der Teppich ist mindestens 30 Meter breit und 20 Meter hoch. Noch während der Teppich langsam hochgezogen wird, besammeln sich Tausende von Pilgern, um am Teppich vorbeizumarschieren, ihn zu berühren und ihre Opfergaben abzugeben. Die ganze Atmosphäre hat etwas mystisches in sich. Die Luft ist getränkt mit dem Rauch von Duftstäbchen, von überall ertönt das Gemurmel der Gebete. Der Teppich wird vor Einbruch des Tageslichtes wieder eingerollt und für ein weiteres Jahr im Kloster aufbewahrt.

 

Nachdem wir uns in den ersten Tagen in Bhutan ein Bild über den starken Glauben und die buddhistischen Sitten und Gebräuche machen konnten, ist es nun an der Zeit, die landschaftlichen Schönheiten des Landes zu entdecken. Während zweier Wochen wandern wir von Druk Gyel Dzong nach Damji (siehe Spezialbericht Laya-Gasa-Treck). Die Wanderung führt uns über steile Pässe, der höchste über 5000 Meter hoch, in abgelegene Täler und Dörfer. Wir sind mit Zelten, neun Schwerbepackten Maultieren, zwei Köchen und zwei Tierbetreuern unterwegs. Wir übernachten oft fernab jeglicher Zivilisation, trotzdem wird uns ein nie erwarteter Komfort geboten. Auch kulinarisch werden wir vom Küchenteam mit bhutanesischen Spezialitäten sehr verwöhnt. Wir haben Wetterglück und die Bergwelt des Himalayas präsentiert sich uns in schönster Pracht. Der wolkenfreie Blick auf den Jhomolhari (7314 M.ue.M.) am dritten und vierten Tag ist atemberaubend. Zum Abschluss des Trecks ruhen wir uns in den heissen Quellen von Gasa Tsachu aus. Unsere Muskeln geniessen nach den Strapazen der langen Wanderung die wohltuende Wärme der Bäder.

 

Während der restlichen zwei Wochen unseres Aufenthaltes fahren wir mit dem Jeep bis in den wenig bekannten Osten des Landes. Unterwegs besuchen wir unzählige Dzongs, wie die befestigten Klosteranlagen genannt werden. Heute sind in diesen burgähnlichen Gebäuden neben Mönchsklostern oftmals auch die Büros der regionalen Verwaltungs- und Regierungsstellen untergebracht. Die Dzongs wurden meist an strategisch wichtigen Punkten errichtet und thronen deshalb auf Hügelketten, majestätisch das Tal überblickend. Der für uns eindrücklichste Dzong ist jener von Punakha, idyllisch am Zusammenfluss der Flüsse Mo und Pho gelegen. Er besticht mit seiner Grösse und der Schönheit seines Tempels- und Klosterbereiches. Nachdem Überqueren des Yotang-Passes erreichen wir Bumthang in Zentralbhutan. Diese Region besteht aus drei Tälern, dem Chhume-, Choskhor- und Uratal. Der Ort Jakar im Choskhortal ist wirtschaftliches Zentrum Bumthangs. In seiner näheren Umgebung befinden sich viele Kloester, Tempel und religiöse Gedenkstätten. Die meisten haben einen Bezug zum Besuch von Guru Rinpoche in Bumthang im Jahre 746. In den Kloestern besichtigen wir alte Wandmalereien, die ältesten aus dem vierzehnten Jahrhundert. Sie sind zum Teil noch im sehr guten Zustand und hinter dicken Vorhängen vor Lichtstrahlen geschützt. Bumthang ist auch ein Zentrum der landwirtschaftlichen Produktion. Hier dominieren Ackerbau, Viehzucht mit Milchwirtschaft, Apfelplantagen und Honigproduktion. Der Schweizer Fritz Maurer brachte den Bhutanesen die Produktion von Käse, Apfelsaft und gar Bier bei. In der Swiss Farm können die Produkte frisch ab Bauernhof gekauft werden.

 

Bis wir Trashigang im Osten Bhutans erreichen, steht uns eine lange Tagestour mit dem Jeep bevor. Zuerst fahren wir ins schöne Uratal. Dazu müssen wir den 3590 Meter hohen Shertang-Pass überqueren. Unterwegs haben wir Blick auf den höchsten noch unbestiegenen Berg des Landes, den Gangkhan Puensum (7541 M.ue.M). Er wird auch in den nächsten Jahren unbestiegen bleiben, ist doch seit Jahren in Bhutan das Erklimmen von über 6000 Meter hohen Gipfeln aus Rücksicht auf das religiöse Empfinden der Bhutanesen gesetzlich untersagt. Bevor wir die Region Bumthang verlassen, legen wir einen Halt im idyllisch gelegenen Bergdorf Ura ein. Das Dorfbild wird vom grossen Kloster dominiert. Bei unserem Besuch können wir auf dem Klosterplatz den Tänzern bei der Probe zum in den nächsten Tagen stattfindenden Tsechu beiwohnen. Weiter geht es über den nächsten Pass, den Thrumshing La (3750 M.ue.M). Die Strasse führt spektakulär den steilen Felshängen entlang. Man musste den Weg regelrecht in den kliffartigen Felsen sprengen. Wir erreichen bald die Ortschaft Mongar, wo die Strasse erneut zum Kori La, einer 2400 Meter hohen Passhöhe, ansteigt. In Haarnadelkurven geht es dann abwärts in den Talboden. Nach der Überquerung der Brücke bei Chazam und der Registrierung bei der Polizei sind es noch zehn Kilometer bergauf bis ins Tagesziel Trashigang. Dort treffen wir nach insgesamt zehnstündiger kurviger Fahrt ein. Der Kern des Ortes bildet der Dorfplatz mit einer riesigen Gebetsmühle in seiner Mitte. Am nächsten Tag sind es nochmals drei Stunden bis nach Trashiyangtse, einem Ort nahe der Grenze zu Indien. Am Dorfeingang steht die Chorten Chora, eine riesige weisse Stupa. Sie soll jener in Bodhnath in Nepal nachgebildet sein. Allerdings weicht sie vom Original ab, weil die Erbauer ihre Form in Nepal in einen Rettich eingeschnitzt haben sollen, der auf der Reise nach Bhutan aber geschrumpft sei.

 

Nach dreieinhalb Wochen sind wir erstmals in der Hauptstadt Thimphu, einer stark wachsenden Kleinstadt mit wenig Charm. Auf dem grossen Festplatz findet gerade ein nationaler Wettkampf im Bogenschiessen, dem hiesigen Nationalsport, statt. Die bhutanesischen Regeln weichen von den internationalen ab. So beträgt die Distanz zum Ziel stattliche 140 Meter, während die olympische Distanz lediglich 50 Meter beträgt. Es ist auch erlaubt, den Gegner während der Schussabgabe zu stören. Eine Gruppe von Trachtenfrauen steht unmittelbar neben dem Bogenschützen, schreit lauthals und schwenkt dabei farbige Tücher. Wurden früher einfache Bambusbogen eingesetzt, hat auch hier die moderne Technologie Einzug gehalten. Die Wettkämpfer benutzen ultraleichte Titanbogen eines amerikanischen Produzenten. Vor, während und nach dem Wettkampf fliesst unter den Wettkämpfern reichlich Alkohol.

 

Einen der Höhepunkte einer Bhutanreise sparen wir für den Abschluss auf: Den Besuch des Bergklosters Taktshang. Das nach einem Brand zerstörte und kürzlich wieder eröffnete Kloster scheint regelrecht an den senkrechten Felswänden zu kleben. Der Aufstieg zum 900 Meter höher gelegenen Kloster ist nur zu Fuss möglich. Wir verlassen Bhutan, das Land des Donnerdrachens mit einem Airbus der staatlichen Fluggesellschaft Druk Air. Bei wunderschönem Wetter fliegen wir auf dem Weg nach Kathmandu an den hohen Himalayabergen vorbei und können erstmals einen Blick auf den Mt. Everest, den höchsten Gipfel der Welt, werfen. Bhutan liegt hinter uns, wir freuen uns auf neue Reiseerlebnisse in Nepal.

 

*so begrüsst man sich in BHUTAN

 

 

Spezialbericht Bhutan: Laya-Gasa Trek

Tagebuchnotizen eines vierzehntägigen Trekkings im Nordwesten Bhutans

 

Samstag, 26. März 2005Druk Gyel Dzong (2580m) nach Sharnazampa (2870m) 17 km, Trekkingzeit 4 Stunden Wetter: schön mit bewölkten Phasen Unser Trekkingteam besteht aus neun Maultieren, zwei Köchen, zwei Tierbetreuern, Chimi unserem Guide und uns beiden. Bevor wir unser erstes Tagesziel erreichen, registriert uns Chimi beim Army Checkpoint Gunyitsawa. Wir warten in Sharnazampa auf die Maultiere, die unsere ganze Ausrüstung tragen. Bald heisst es zum ersten Mal unser Zweierzelt aufstellen. Auch Chimi hat ein eigenes Zelt, die restliche Mannschaft schläft im grossen Küchenzelt. Zu unserer Überraschung wird uns von nun an täglich ein Zvieri am Campingtisch serviert (Tee und Süssigkeiten). Während wir uns gemütlich auf den Campingstühlen erholen, zaubert Mingyur und sein Küchengehilfe ein feines, ausgiebiges Znacht auf den Tisch. Heute gibt es: Suppe, Reis, Saucenkartoffeln mit Käse, Spinat, süss-saures Gemüse, Poulet und zum Dessert ein Mandarinli.

 

Sonntag, 27. März 2005 Sharnazampa (2870m) nach Thangthangka (3610m) 22 km, Trekkingzeit 5 Stunden 08 Wetter: schön, abends Schneeregen Nach einem kräftigenden Frühstück brechen wir unser Zelt ab und machen uns frühzeitig auf den Weg. Das Aufräumen und das Bepacken der Maultiere wird von der Mannschaft übernommen. Wir wandern den Tieren also immer voraus. Wir haben nur unseren kleinen Tagesrucksack mit Wasser, Regenschutz und Fotoausrüstung dabei. Um die Mittagszeit holt uns der Küchengehilfe jeweils ein. Er trägt eine grosse Thermoskanne mit heissem Tee und in einer Warmhaltebox unser verpacktes Mittagessen mit sich. Heute essen wir Reis, Blumenkohl, süss-saures Gemüse, Lauch und Ema-Tatse (Chili an Käsesauce, eine bhutanesische Spezialität). Nachdem wir unser Tagescamp erreicht haben, suchen wir bis zum Eintreffen der Maultiere Holz für das Lagerfeuer. Vor dem Abendessen setzt Schneeregen ein und es wird merklich kühler. Abendessen: Suppe, Reis, Spargelgemüse, süss-saures Schweinefleisch, Auberginen, Karotten und Bohnen, zum Dessert ein Apfel.

 

Montag, 28. März 2005 Thangthangka (3610m) nach Yangothang (4080m) 19 km, Trekkingzeit 3 Stunden 30 Wetter: sonnig, aber windig Tagwache um 6.15 h. Man bringt uns die übliche Kanne Tee. Wir sehen die Spitze des Jhomolhari (7314m) in der Morgensonne ohne Nebel. Zum Frühstück wird uns erstmals das typische bhutanesische Frühstücksgericht Tsampa serviert. Ein teigähnliches Gemisch aus Mehl, Salz und Wasser. Es ist eine sehr nahrhafte Energiezuführende Mahlzeit, die uns Kraft gibt. Die Trekkingroute verläuft auch heute dem Fluss Paro Chhu aufwärts. Wir überschreiten die Baumgrenze und erreichen ein Hochplateau. Erstmals übernachten wir auf über 4000 Metern. Unser Lager liegt idyllisch am Flussufer mit Blick auf die beiden, leider im Nebel verhüllten, Gipfel des Jhomolhari. Am späten Nachmittag beginnt es zu schneien. So nehmen wir das Nachtessen im Küchenzelt ein: Suppe, Reis, süss-saures Gemüse, Champignons, Dhal (Linsengericht). Christian nimmt erstmals eine wärmende Bettflasche (unsere Getränkeflasche...) mit ins Bett.

 

Dienstag, 29. März 2005 Ruhetag im Jangothang-Camp In der Nacht schneit es weiter. Beim Erwachen liegt unser Camp unter einer fünfzehn Zentimeter dicken Schneedecke. Bei schönstem Sonnenschein präsentiert sich uns eine wunderprächtige Winterlandschaft. Obwohl wir den Tag mit Ausruhen verbringen, wird uns reichlich Essen serviert, das wir mit Heisshunger verdrücken. Nachtessen: Suppe, Reis, Poulet, süss-saures Gemüse, Kohlrabigemüse, Spinat und zum Dessert ein Mandarinli.

 

Mittwoch, 30. März 2005 Jangothang (4080m) nach Lingzhi (4010m) 18 km, Trekkingzeit 4 Stunden 45 Wetter: sonnig, windig Tagwache um sechs Uhr bei eisiger Kälte, sogar das kleine Bächlein hinter unserem Zelt ist zugefroren. Es wird uns wieder Tsampa aufgetischt. Dies hat seinen Grund, müssen wir doch heute den 4870 Meter hohen Pass Ngile La überqueren. Die Bergwelt präsentiert sich uns wolkenfrei. Sichu Drakye (6789m) und die beiden Gipfel des Jhomolhari (7314m resp. 6942m) haben wir direkt vor unserer Nase. Nach drei Stunden erreichen wir die Passhöhe mit den Gebetsfahnen. Chimi beginnt zu beten und dankt den Göttern für den unfallfreien Aufstieg und das schöne Wetter. Bis wir den Talboden erreichen, müssen wir mehrere Schneefelder durchqueren. Dann steigen wir durch Rhododendronwälder hinunter zu unserem heutigen Camp, unterhalb des Lingzhi Dzongs. Nachtessen: Suppe, Reis, Auberginen, Kartoffeln, Poulet. Zum Dessert Kirschen im Schnaps und ein Apfel.

 

Donnerstag, 31. März 2005 Lingzhi (4010m) nach Chebisa (3880m) 10 km, Trekkingzeit 3 Stunden 10 Wetter: sonnig, windig Wir erklimmen die Anhöhe über unserem Camp, wo wir den hoch über dem Tal thronenden Dzong direkt vor uns haben. Ein Höhenweg führt uns nach Lingzhi. Beim Dorfeingang begegnen wir einem älteren Hirten, der einen Yak-Schaedel über dem Feuer grilliert. Lingzhi verfügt über eine Poststelle mit Telefonverbindung und über ein Basisgesundheitszentrum. Dort besorgt sich Chimi Schmerztabletten, klagt er doch seit Beginn des Trekkings über Gelenkschmerzen. Wir folgen weiter dem Höhenweg, zweigen in ein Seitental ab und erreichen nach kurzem Abstieg den Ort Goyul. Dort holen uns unsere Maultiere ein, erstmals seit Trekkingbeginn. In Chebisa hat Tempa, einer unserer Maultierbetreuer, Verwandte. Wir dürfen in deren Haus übernachten. Das Zelt aufstellen entfällt für einmal, worüber alle nicht unglücklich sind. Uns werden zwei Matratzen im Altarraum des Bauernhauses bereitgemacht. Abendessen: Suppe, Reis, Schweinsragout, Spargeln, gemischtes Gemüse und zum Dessert Fruchtsalat. Die Mahlzeiten sind übrigens immer stark mit Knoblauch gewürzt, sollen diese Knollen doch sehr gut gegen Höhenkrankheit schützen. Auch Honig (gibt es zum Frühstück) soll ein sehr gutes Mittel dagegen sein. Nach dem Essen sitzen wir in der Küche um den wärmenden Ofen. Dieser wird mit getrocknetem Yak-Dung geheizt. Später werden uns von ein paar Frauen des Dorfes traditionelle Tänze und Lieder vorgeführt.

 

Freitag, 1. April 2005 Chebisa (3880m) nach Shakshepasa (3980m) 15 km, Trekkingzeit 3 Stunden Wetter: am Morgen sonnig und warm, Nachmittags bewoelkt und Schneefall Erneut gibt es Tsampa zum Frühstück. Dies hilft uns, den 4440 Meter hohen Gogu La problemlos zu übersteigen. Auf der Passhöhe präsentiert sich uns eine tolle Aussicht ins nächste Tal und auf weitere Bergketten. Bereits um die Mittagszeit erreichen wir unseren heutigen Lagerplatz im Tal von Shakshepasa. Während wir unseren Lunch essen, zieht eine grosse Yakherde talaufwärts an uns vorbei. Nachtessen: Suppe, Reis, gekochter Rettich, Blumenkohl an Chili, Kartoffeln- und Reisnudeln, Lammragout, getrockneter Fisch mit Chili und zum Dessert eine Birne. Beim Einschlafen tröpfeln die Schneeflocken auf unser Zelt...

 

Samstag, 2. April 2005 Shakshepasa (3980m) nach Robluthang (4160m) 20 km, Trekkingzeit 4 Stunden 36 Wetter: schön Wau, was für eine schweinekalte Nacht! Sogar der flache Bergfluss ist zugefroren. Und unser Camp wird erst um acht Uhr morgens von der wärmenden Morgensonne erreicht. Wir wärmen uns bis dann am Feuer, tauen eine Büchse Orangensaft auf und nehmen das Frühstück zu uns. Anschliessend starten wir unsere heutige Wanderung. Es geht gleich steil bergauf, dann etwas flacher in ein Seitental hinein, bevor es dann definitiv zum Jhari La (4750m) hochgeht. Es ist anstrengend, wir sind müde und die dünne Luft setzt uns zu. Auf der Passhöhe windet es kaum und erneut überwältigt uns der Blick ins nächste Tal. Im Tal von Robluthang treffen wir auf Hirtenfrauen in der typischen Tracht von Laya. Sie tragen einen geflochtenen, trichterförmigen Hut und schwarzblaurote Kleidung. Zum Abschluss des Tages steht uns noch ein happiger Aufstieg in ein windgeschütztes Wäldchen bevor, wo wir unser Camp einrichten. Während wir uns am Lagerfeuer wärmen, fallen schon die ersten Schneeflocken. Nachtessen: Suppe, Reis, Glasnudeln mit Gemüse, Thon, Blumenkohl, Pilze und zum Dessert Pfirsich aus der Dose.

 

Sonntag, 3. April 2005 Robluthang (4160m) nach Limithang (4140) 19 km, Trekkingzeit 4 Stunden 45 Wetter: bewoelkt, neblig, frostige Bise Erneut eine saukalte Nacht.... Wir haben heute die Überquerung des 5005 Meter hohen Sinche La vor uns. Nach drei Stunden Aufstieg haben wir es geschafft. Fantastisch, das erste Mal über 5000 Metern zu sein. Es bläst ein eiskalter Wind, die Sonne lässt sich heute nicht blicken. So steigen wir, nachdem der Küchengehilfe zu uns gestossen ist, bald ins Tal hinunter. Der Weg ist schneebedeckt und rutschig. Im Talboden warten wir auf den Maultiertross, weil Chimi sicher sein will, dass die Tiere den Pass unfallfrei überqueren konnten. Wir lassen die Tiere passieren und laufen gemütlich die letzte Strecke zum Zeltplatz. Dort wäscht sich Lea die Haare, die, statt zu trocknen, gefrieren... Nachtessen: Suppe, Reis, Poulet-Curry, Dhal, gemischtes Gemüse, Kabissalat.

 

Montag, 4. April 2005 Limithang (4140m) nach Laya (3840m) 14 km, Trekkingzeit 2 Stunden 45 Wetter: schön, später bewoelkt, kühler Wind und Schneefall Am Morgen sind die beiden Pferdebetreuer nicht im Camp. Auch die Maultiere sind nirgends. Schon am Vorabend seien die Pferde weggelaufen, teilt uns Chimi mit. Wir sind am frühstücken, als Tempa mit den Tieren im Schlepptau, eintrifft. Sie waren bis fast auf die Passhöhe zurückgelaufen, und dies mitten in der Nacht. Die Wanderung nach Laya geht dann talabwärts. Mit vielen auf und abs zieht sie sich aber in die Länge. Schliesslich erblicken wir das schön auf einer Terrasse liegende Laya. Heute übernachten wir im Haus des Dorfoberhauptes. Am Nachmittag machen wir einen interessanten Dorfrundgang. Der Besuch der Schule fasziniert uns, schliesslich ist heute der erste Schultag. Wir probieren heute zum ersten Mal getrockneten Yakkaese. Bis wir dieses kleine, harte Stück Käse in unserem Mund durchgekaut haben, vergehen Stunden. Nachtessen: Suppe, Reis, Eier-Curry, Nudeln an Pilzsauce, Gurkengemüse, zum Dessert Pfirsich aus der Dose.

 

Dienstag, 5. April 2005 Laya (3840m) nach Bari La (3700m) 24 km, Trekkingzeit 5 Stunden 35 Wetter: sonnig und schön, nachmittags bewoelkt In der warmen Sonne geht es talabwärts, alles dem Fluss entlang. Auch heute ermüden uns die vielen kurzen Auf- und Abstiege. Wir sind froh, dass sich uns durch eine Flusskorrektur eine Abkürzung bietet. Dies erspart uns einen mühsamen Aufstieg von einer Stunde. Der vorgesehene Übernachtungsort in Kaoina stellt sich als sumpfiger, feuchter Ort heraus. Chimi schlägt deshalb ein Camp vor, das noch ungefähr eine halbe Stunde bergauf liegt. Wir steigen also hoch und weiter hoch, alles im schlammigen Weg. Die Maultiere ziehen an uns vorbei. Bergaufwärts sind diese Tiere sowieso immer schneller als wir. Es vergeht eine Stunde, weit und breit sehen wir keine flache Stelle. Nach 90 Minuten sind wir immer noch im Aufstieg, langsam sinkt unsere Moral und wir werden langsamer. Nach mehr als zwei Stunden erreichen wir endlich einen kleinen, flachen Platz, kaum gross genug für unsere drei Zelte. Wir teilen Chimi mit, dass wir gerne wissen würden, wenn der zusätzliche Weg statt einer halben Stunden zweieinhalb Stunden dauern würde. Unser Vorteil: Jeder Höhenmeter den wir heute schon zurückgelegt haben, wird uns morgen schon erspart. Nachtessen: Suppe, Reis, Dhal, gemischtes Gemüse, Auberginen, Kabissalat. Zum Dessert Birne aus der Büchse.

 

Mittwoch, 6. April 2005 Bari La (3700m) nach Gasa Tsachu (2300m) 15 km, Trekkingzeit 4 Stunden 30 Wetter: bewoelkt, angenehme Temperatur Seit langem die wärmste Nacht! Nach einem kräftigen Frühstück setzen wir den Anstieg zum Bari La (3900m) fort. Wie wir richtig vermutet haben, erreichen wir schon nach dreissig Minuten die Passhöhe. Wir haben gestern also schon zwei Drittel des für heute geplanten Aufstiegs hinter uns gebracht. Dichter Nebel versperrt den Ausblick. Der Abstieg ist äusserst anstrengend und zieht sich in die Länge. Wir laufen stundenlang im Schlamm und hüpfen auf Steinen und Holzbalken, vorbei an Wegarbeitern, die in mühsamer Arbeit versuchen, den Zustand des Wanderweges zu verbessern. Nach mehr als drei Stunden erblicken wir den mit Türmen verzierten Rundbau des Gasa Dzongs. Von dort geht es steil ins Tal hinunter zu den warmen Quellen von Gasa Tsachu. Wir schlagen das Zelt auf und liegen schon bald in den hölzernen Wasserbecken. Was für eine Wohltat für unsere strapazierten Gliedern, sich im warmen Thermalwasser zu entspannen. Abends beginnt es zu regnen und wir essen im Küchenzelt: Suppe, Reis, Ema-Tatse, Yak-Curry, Pilze, Kartoffel-Curry und zum Dessert Vanillecreme.

 

Donnerstag, 7. April 2005 Ruhetag in den warmen Quellen Trotz dem eingeplanten Ruhetag ist die ganze Mannschaft schon früh auf und weckt uns um 6 Uhr 45 mit einer Kanne Tee. Lea singt Christian zu dieser frühen Morgenstunde "Happy Birthday". Wir geniessen den freien Tag und erholen uns von den Anstrengungen der vergangenen Wandertage. Nachtessen: Suppe, Reis, Eier im Teig, Käse-Momos (eine Art Ravioli), Gemüse, Pilz-Kaese-Pizza, Poulet-Curry

 

Freitag, 8. April 2005 Gasa Tsachu (2300m) nach Damji (2430m) 15 km, Trekkingzeit 3 Stunden 10 Wetter: sonnig, sehr heiss, nachmittags bewoelkt Der letzte Trekkingtag! Bei schönstem Wetter ziehen wir los und schon bald treibt es uns den Schweiss aus den Poren. Eigentlich geht es talabwärts, aber auch heute kommt eine Zwischensteigung nach der anderen. Wir haben es nicht mehr eilig und lassen die Maultiere schon bald an uns vorbeiziehen. Unser letztes Lager stellen wir in Damji auf. Von unserem Zeltplatz aus haben wir eine gute Aussicht auf die unzähligen Reisterrassen, die das Landschaftsbild prägen. Nachtessen: Suppe, Reis, Paneer-Curry (eine Art Käse), Yakgeschnetzeltes, Pilze, gemischtes Gemüse, Kabissalat. Wir sitzen noch lange mit der Mannschaft im Küchenzelt und bedanken uns bei jedem Einzelnen für den tollen Service, der uns geboten wurde. Am nächsten Tag wird uns der Jeep abholen und nach Punakha bringen.